Nach einem Kraftakt auf der Schlussrunde verpasste Biathletin Franziska Preuß zwar am Ende um die Winzigkeit von 1,4 Sekunden ihren zweiten Saisonsieg. Aber mit Platz zwei beim Weltcup-Sprint in Le Grand-Bornand und ihrem bereits vierten Podest des Winters untermauerte die 30-Jährige ihre bestechende Form. Doch das nächste Erfolgserlebnis und der Ausbau der Weltcup-Gesamtführung kostete viel Kraft, denn die Bayerin hatte sich schon vor dem Start nicht bei 100 Prozent gefühlt und ließ aus diesem Grund und als Vorsichtsmaßnahme die obligatorischen TV-Interviews aus.
Preuß musste nur der Französin Justine Braisaz-Bouchet (28/1 Fehler) den Vortritt lassen. Nun hofft sie auf eine schnelle Regeneration, um am Samstag in der Verfolgung (14.45 Uhr/ARD und Eurosport) ihr Gelbes Trikot zu verteidigen.
Nicht nur Preuß ist im Flow, insgesamt lieferten die Schützlinge von Damen-Coach Sverre Olsbu Röiseland bisher tolle Ergebnisse ab. In den französischen Alpen unweit der Schweizer Grenze rundeten diesmal Selina Grotian als Fünfte (1/+20,1 Sekunden) und Vanessa Voigt als Sechste (0/+22,8 Sekunden) eine erneut starke Teamleistung ab. «Drei in den Top sechs ist toll. Sie haben einen großartigen Job gemacht. Ich bin sehr stolz auf die Mädels», sagte Olsbu Röiseland.
Preuß auch ohne 100 Prozent auf dem Podium
Dass Preuß diesmal nicht ganz fit war, zeigte die Laufzeit – da verlor sie fast 43 Sekunden auf die frühere Langläuferin Anamarija Lampic (2 Fehler/+ 13,4 Sekunden) aus Slowenien, die es erstmals auf ein Weltcup-Podium schaffte. Umso höher ist ihr nächstes Topergebnis einzuordnen. Vor allem beim Schießen zeigte sie wieder ihre Extraklasse. Sie ist liegend derzeit fast immer bei 100 Prozent, nur einmal schoss sie in allen Einzelrennen in dieser Teildisziplin daneben. «Liegend ist sie eine Augenweide. Auch stehend sieht das einfach nach Sicherheit aus», lobte Ex-Weltmeister und ARD-Experte Erik Lesser.
Grotian, die einmal in die Strafrunde musste, hätte fehlerfrei sogar ihren ersten Weltcupsieg oder ihr erstes Weltcup-Podium der Karriere geholt. «Ich bin mehr als glücklich. Allein, dass es liegend wieder klappt, stimmt mich mega positiv», sagte Grotian. Nach Zweifeln in den letzten Tage habe sie an ihrem Anschlag «rumgemodelt», mit Erfolg – zumal sie auch die WM-Norm erfüllte: «Ja, endlich», sagte die 20-Jährige mit einem strahlenden Lächeln. Im Jagdrennen will sie «einfach gut schießen», dann ist einiges möglich.
Auch Voigt hatte wie Preuß vor dem Rennen über leichtes Halskratzen berichtet. Dennoch war auch sie stark unterwegs. Die 19 Jahre alte Nachwuchshoffnung Julia Tannheimer (2 Fehler) musste sich mit Platz 53 zufriedengeben. «Sie ist etwas müde», erklärte Olsbu Röiseland. Weltcup-Rückkehrerin Anna Weidel blieb fehlerfrei, konnte aber läuferisch nicht mithalten und kam als 43. ins Ziel. Julia Kink startet nach leichten Infektionsanzeichen gar nicht in Frankreich.
Auch Männer wollen in Jagdrennen angreifen
In der Verfolgung der Männer am Samstag (12.30 Uhr/ARD und Eurosport) geht Philipp Horn als Vierter 29 Sekunden hinter Sprintsieger Martin Uldal aus Norwegen aussichtsreich ins Rennen ebenso wie Philipp Nawrath als Sechster (+ 42 Sekunden).
Quelle: dpa