Die vermutlich in Verbindung mit fehlgeschlagenen Drogengeschäften stehende Explosionsserie in Köln geht nach Einschätzung der Ermittler wohl auf eine Kölner Täter-Gruppierung zurück. Auch die nachfolgenden Entführungen sowie ein Großteil der Explosionen könnten damit in Zusammenhang stehen, teilte Ulrich Bremer, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, mit. Für die Begehung komme eine eigenständige Kölner Gruppierung in Betracht. Mehrere der Bande zugeordnete Beschuldigte befinden sich in Haft. Der WDR berichtete.
Laut Staatsanwaltschaft gibt es in dem Komplex vereinzelte Bezüge in die Niederlande. Dazu gehörten der Ankauf von 750 Kilogramm Cannabis durch eine Kölner Gruppierung und die Beteiligung von niederländischen Staatsbürgern an zwei Entführungen im Kölner Raum. «Belastbare Hinweise dafür, dass kriminelle Banden aus den Niederlanden hierbei Tatherrschaft gehabt hätten, liegen derzeit nicht vor», erklärte der Sprecher. Die Ermittler meinen, Mitglieder der Kölner Bande könnten Personen aus den Niederlanden beauftragt und dafür bezahlt haben, sich an Entführungen zu beteiligen und Gewalt auszuüben.
16 Personen in Haft
Die Ermittler bereiten nach eigenen Angaben die ersten Anklagen vor. Derzeit befänden sich 16 Personen in Haft. Einer von ihnen sitzt in Frankreich in Auslieferungshaft, die übrigen sind in Untersuchungshaft. Drei dieser Personen stammten aus den Niederlanden. Ermittelt wird laut Staatsanwaltschaft gegen rund 35 Beschuldigte. Die Ermittler ordnen auch Explosionen in Düsseldorf, Duisburg und Solingen dem Komplex zu.
Hintergrund der Taten soll auch das Verschwinden von etwa 300 Kilogramm Cannabis sein. Die Gruppierung, die um diese Drogen geprellt worden sei, versuche, die Drogen zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten, hatten die Ermittler berichtet. In diesem Kontext geht es auch um zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang Juli im Raum Köln. Ein SEK-Kommando der Polizei hatte in einem Wohngebiet zwei Geiseln aus der Gewalt von Entführern befreit. Den häufig verwendeten Begriff «Mocro-Mafia», der Drogenhändler aus den Niederlanden mit teils marokkanische Herkunft beschreibt, hält der Sprecher der Staatsanwaltschaft für verfehlt.
Quelle: dpa