Die Bayern holten sich für den spät geretteten Punkt den Applaus bei den Fans ab., © Federico Gambarini/dpa

Musiala rettet Bayern Remis beim BVB – Aber Sorgen um Kane

Die beiden Trainer Vincent Kompany und Nuri Sahin umarmten sich nach dem Abpfiff eines packenden Bundesliga-Klassikers fair und mit einem Lächeln. Auf den Rängen feierten sowohl die Fans von Borussia Dortmund als auch die mitgereisten Anhänger des FC Bayern. 1:1 (0:1) im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga – mit dem Punkt, den Jamal Musiala den Bayern spät per Kopfballtor gerettet hatte, konnten beide Teams anscheinend leben. Grund zur ganz großen Euphorie gab es aber nicht.

Die Münchner mussten am Samstagabend verkraften, dass Stürmerstar Harry Kane schon in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Schon in drei Tagen steht für den FCB im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen der nächste Kracher an. Kane berichtete laut Sportchef Max Eberl am Abend, die Verletzung sei «nicht schlimm». Genauere Angaben wollen die Bayern nach der anstehenden Untersuchung machen.

Antreten werden die Münchner gegen Bayer dank Musialas Tor in der 85. Minute als ungeschlagener Tabellenführer. Durch das Remis verteidigte die Kompany-Mannschaft ihren Vorsprung von zehn Punkten auf den fünftplatzierten BVB.

«Es war eine sehr gute Flanke, ich wollte den Ball einfach gut treffen», sagte Musiala zu seinem Tor beim Pay-TV-Sender Sky. «Ich bin sehr glücklich.» Das Team habe «einfach die Mentalität» gezeigt. «Einen Punkt noch rauszuholen, ist wichtig.»

Jamie Gittens (27.) hatte die engagierten Gastgeber zuvor per Traumtor in Führung gebracht. 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Dortmunder Stadion sahen ein ausgeglichenes und stimmungsvolles Kräftemessen der deutschen Fußball-Giganten. «Unter dem Strich» sei es ein leistungsgerechtes Unentschieden, sagte Nico Schlotterbeck. «Aber wenn du 1:0 führst, willst du gewinnen.»

Bayern starten gut

«Mut» hatte Dortmunds Trainer Sahin vor der Partie von seiner Mannschaft gefordert. Den besseren Start erwischten aber die Münchner. Die Gäste setzten den BVB schon früh im Spielaufbau unter Druck und provozierten so immer wieder Dortmunder Ungenauigkeiten. Schon in der 2. Minute musste Julian Ryerson einen Fehler von Teamkollege Marcel Sabitzer in höchster Not ausbügeln. Kurz darauf prüfte Leroy Sané Dortmund-Keeper Gregor Kobel mit einem wuchtigen Distanzschuss.

Von den Gastgebern, bei denen Spielmacher Julian Brandt verletzungsbedingt fehlte, kam offensiv zunächst wenig. Einen ersten Versuch von Torjäger Serhou Guirassy, der sein Startelf-Comeback gab, blockte die Bayern-Abwehr (22.). Schon früh erlitten die zuletzt so verletzungsgeplagten Dortmunder einen weiteren personellen Rückschlag: Innenverteidiger Waldemar Anton musste runter. Für ihn kam Ex-Bayern-Profi Niklas Süle, der nach einer Verletzung erstmals seit über einem Monat wieder zum Einsatz kam. 

Gittens mit fulminanter Einzelaktion

Schocken ließen sich die Westfalen von dem nächsten Ausfall aber nicht – im Gegenteil. Der BVB kam immer besser ins Spiel, hielt in den Zweikämpfen gut dagegen und ging durch eine überragende Einzelaktion in Führung. Gittens ließ Konrad Laimer im Laufduell ganz alt aussehen. Der Außenstürmer zog von links in den Strafraum und überwand Manuel Neuer im Bayern-Tor mit einem präzisen Schuss in die rechte obere Ecke.

Und es kam noch schlimmer für die Münchner: Plötzlich saß Torschützenkönig Kane auf dem Boden. Auch der Ausnahmeangreifer musste den Platz verletzt verlassen. Der für den Engländer eingewechselte Thomas Müller hatte kurz nach seiner Hereinnahme gleich seine erste Chance, bekam aber nicht genug Druck in seinen Kopfball.

Torchancen auf beiden Seiten

Kurz nach dem Seitenwechsel hätte der Ur-Münchner den Ausgleich erzielen müssen. Frei vor Kobel schoss Müller jedoch nicht platziert genug. Quasi im Gegenzug verpasste Gittens das 2:0.

Die Bayern mussten kommen – und sie kamen. Weil dadurch Lücken zum Kontern entstanden, entwickelte sich phasenweise ein offener Schlagabtausch. Leroy Sané schoss freistehend am Tor vorbei. Dortmunds Sabitzer fand bei einem schnellen Gegenangriff in Neuer seinen Meister.

Mit zunehmender Spieldauer wurde der Druck der Gäste größer. Das Kompany-Team ließ den Ball immer wieder um den Dortmunder Strafraum herum zirkulieren. Dortmund hielt zunächst dagegen, jede gelungene Grätsche feierten die Fans in Schwarz-Gelb lautstark. Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit kamen die Bayern aber doch noch zum verdienten Ausgleich. Zauberfuß Musiala traf – und das wie so oft zuletzt wieder mit dem Kopf. Bei einer Flanke von Michael Olise stand der Nationalspieler vollkommen frei.

Quelle: dpa