Ein verrückter Musicalfilm um einen mexikanischen Kartellboss, ein Historiendrama um einen jüdischen Architekten und ein spannender Vatikan-Thriller um die Wahl eines neuen Papstes – das sind die völlig gegensätzlichen Favoriten im Rennen um die Golden Globes.
Die Musikkomödie «Emilia Pérez» des französischen Starregisseurs Jacques Audiard zieht mit zehn Nominierungen ins Trophäen-Rennen. Das Epos «Der Brutalist» von US-Regisseur Brady Corbet hat sieben Gewinnchancen, gefolgt von «Konklave» mit sechs Nominierungen.
Der Vatikan-Thriller des in Wolfsburg geborenen Regisseurs Edward Berger ist einer von sechs Kandidaten in der Top-Sparte «Bestes Drama». Zudem sahnte der packende Film über Intrigen und Machtkämpfe bei der Kür des neuen Kirchenoberhauptes Nominierungen in den Kategorien Regie (Berger), Hauptdarsteller (Ralph Fiennes), Nebendarstellerin (Isabella Rossellini), Filmmusik (Volker Bertelmann) und für das Drehbuch (Peter Straughan) ab.
Edward Berger greift nach der Weltkugel
Damit ist Berger in Hollywood wieder auf Erfolgskurs. 2023 war seine Literaturverfilmung «Im Westen nichts Neues» für neun Oscars nominiert gewesen. Er holte damals vier Trophäen – als bester internationaler Film, für Kamera, Szenenbild und für die Filmmusik von Volker Bertelmann.
Die vielen Globe-Nominierungen sind ein gutes Omen, dass Berger
bei den Oscars im kommenden März wieder kräftig mitmischt. Spätestens seit der Oscar-Verleihung ist der Regisseur international bekannt. Er wurde in Wolfsburg geboren, lebt hauptsächlich in Berlin und hat über seine Eltern eine österreichische und eine Schweizer Staatsbürgerschaft. Er fühle sich aber als Deutscher, weil er dort geboren, aufgewachsen und sozialisiert sei, sagte er einmal im dpa-Interview.
In die Sparte «Bestes Drama» schaffte es übrigens auch der Film «September 5» des Schweizer Regisseurs Tim Fehlbaum über das Olympia-Attentat 1972 in München. Leonie Benesch («Das Lehrerzimmer») hat darin eine starke Rolle als Dolmetscherin.
Vierter Globe für Hans Zimmer?
Der deutsche Film-Komponist Hans Zimmer (67) ist mit seiner 16. Globe-Nominierung dabei – diesmal mit der Filmmusik für das Science-Fiction-Drama «Dune: Part Two». 2022 hatte der gebürtige Frankfurter für «Dune» seine dritte Trophäe gewonnen, nach «Gladiator» (2001) und «König der Löwen» (1995).
«Emilia Pérez» stellt «Barbie» in den Schatten
Der schräge und fantasievolle Film «Emilia Pérez» über einen mexikanischen Kartellboss, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt, hatte kürzlich beim Europäischen Filmpreis in Luzern fünf Auszeichnungen gewonnen, darunter als bester europäischer Film des Jahres. Bei den Globes übertrumpft er nun mit zehn Nominierungen den Vorjahres-Spitzenreiter «Barbie», der es auf neun gebracht hatte.
«Emilia Pérez» ist einer der Kandidaten in der Top-Sparte «Bestes Musical oder Komödie». Unter anderem haben die spanische Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die Nebendarstellerinnen Zoe Saldana und Selena Gomez und Regisseur Audiard Gewinnchancen.
Star-Power: Jolie, Swinton und Kidman können auf Trophäe hoffen
Die Globe-Verleiher, die ihre Trophäenshow als «Hollywoods Party des Jahres» bewerben, setzen dabei gerne auf Star-Power. Auch bei der kommenden Preisverleihung dürften viel Prominente dabei sein.
Schauspielerinnen wie Pamela Anderson («The Last Showgirl»), Angelina Jolie («Maria»), Tilda Swinton («The Room Next Door») und Nicole Kidman («Babygirl») sind in der Sparte «Beste Darstellerin in einem Filmdrama» nominiert.
In der Männerriege können neben Ralph Fiennes («Konklave») die Schauspieler
Adrien Brody («Der Brutalist»), Colman Domingo («Sing Sing»), Timothée Chalamet («A Complete Unknown»), Daniel Craig («Queer») und Sebastian Stan – als der junge Donald Trump in der Filmbiografie «The Apprentice» – auf einen Globe als bester Drama-Darsteller hoffen. Der rumänisch-amerikanische Schauspieler Stan schaffte es mit seiner Rolle in «A Different Man» auch unter die Anwärter für einen Komödien-Globe. Dort konkurriert er unter anderem mit Glen Powell («Hit Man») und Jesse Eisenberg («A Real Pain»).
Deutsche Chancen mit «Die Saat des heiligen Feigenbaums»
Das packende Drama «Die Saat des heiligen Feigenbaums» ist im Rennen um den Globe in der Sparte «Bester nicht-englischsprachiger Film». Regisseur ist der nach Deutschland geflohene Iraner Mohammad Rasoulof, der den Film in seiner Heimat heimlich gedreht hatte. Er erzählt von den Auswirkungen der politischen Proteste im Iran auf eine Familie mit zwei Töchtern.
Deutschland hat «Die Saat des heiligen Feigenbaums» auch für die 97. Oscar-Verleihung im kommenden März eingereicht. Der Film wurde hauptsächlich in Deutschland produziert und kann daher für das Land ins Rennen gehen. Unter den weiteren Globe-Nominierten in der Sparte nicht-englischsprachiger Film sind unter anderem «Emilia Pérez» (Frankreich), das Historiendrama «Vermiglio» (Italien) und das Drama «All We Imagine as Light» (Indien).
Auch TV-Produktionen spielen eine Rolle
Die Anwärter in 27 Film- und TV-Sparten wurden in Beverly Hills verkündet. Im Fernsehbereich führt die Erfolgsserie «The Bear: King of the Kitchen» mit fünf Nominierungen, gefolgt von der Krimi-Comedy-Serie «Only Murders in the Building» und der Serien-Literaturverfilmung «Shogun» mit jeweils vier Gewinnchancen. Zudem wurden Stars wie Kathy Bates, Jake Gyllenhaal, Selena Gomez, Colin Farrell, Cate Blanchett, Jodie Foster, Kate Winslet, Harrison Ford, Javier Bardem und Jamie Foxx für TV-Rollen nominiert.
Mehr als 300 Journalisten und Journalistinnen aus aller Welt stimmen über die Preisträger ab. Die Trophäen in Form einer goldfarbenen Weltkugel sollen am 5. Januar 2025 in Beverly Hills verliehen werden. Der Sender CBS will die Veranstaltung live ausstrahlen.
Quelle: dpa