In nordrhein-westfälischen Kitas geht einer Studie zufolge der Anteil der Mitarbeitenden zurück, die mindestens über eine Qualifikation als Erzieherin oder Erzieher verfügen. Da in vielen Einrichtungen das Fachpersonal fehle, würden zunehmend Personen ohne die formalen pädagogischen Voraussetzungen eingestellt, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. Das geht aus dem «Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme» der Bertelsmann Stiftung hervor.
Nach Empfehlungen der Arbeitsgruppe Frühe Bildung von Bund und Ländern solle der Anteil der Fachkräfte unter den pädagogisch Tätigen in jedem Kita-Team perspektivisch bei rund 85 Prozent liegen, hieß es bei der Bertelsmann Stiftung.
In NRW verfügten laut Untersuchung 31 Prozent der Kita-Teams über einen hohen Fachkräfteanteil von mehr als acht einschlägig Qualifizierten pro zehn pädagogisch tätigen Personen. 2017 waren demnach noch 45 Prozent der Teamgruppen auf diese hohe Quote gekommen, die in der Studie – sie basiert auf Daten zum Stichtag 1. März 2023 – als Kategorie «82,5 Prozent und mehr» geführt wird.
Qualität der pädagogischen Arbeit droht zu sinken
Was der Notsituation geschuldet sei, drohe zu einer dauerhaften Praxis zu werden, warnte Studien-Mitautorin Kathrin Bock-Famulla. Eine zu geringe Fachkraft-Quote mindere die Qualität der pädagogischen Arbeit.
Es habe sich gezeigt: «Der Anteil an Kita-Teams in Nordrhein-Westfalen, in denen nur 50 bis unter 70 Prozent des pädagogischen Personals als Fachkraft qualifiziert sind, ist von 20 Prozent in 2017 auf 30 Prozent in 2023 gestiegen.» Für das Fachpersonal sei es zusätzlich belastend, wenn nicht einschlägig ausgebildete Mitarbeitende im Kita-Alltag betreut werden müssten.
Laut Familienministerium ist Zahl der Fachkräfte gestiegen
Aus dem Familienministerium in Düsseldorf hieß es, zum 1. März 2024 arbeiteten neben rund 15.000 Personen in der Kindertagespflege knapp 145.000 pädagogisch und leitend tätige Personen in den Kitas. Dazu zählten fast 93.000 Erzieherinnen und Erzieher, knapp 1.500 mehr als ein Jahr zuvor. «Die Kindertageseinrichtungen verzeichnen nach wie vor einen Zuwachs dieses und ähnlich oder noch besser hoch qualifizierten Personals», schilderte eine Ministeriumssprecherin. Die Zahl der Fachkräfte sei also gestiegen.
«Darüberhinaus gibt es aber insgesamt einen Personalzuwachs, der nicht rein durch Fachkräfte vollzogen wird», erläuterte die Sprecherin. Dieser «insgesamt dynamische Personalzuwachs» falle stärker aus als der Zuwachs an Fachkräften, sodass deren Anteil unter dem Strich sinke.
Familienministerin Josefine Paul (Grüne) sagte der dpa: «Alle Personen in den Kitas – Erzieherinnen und Erzieher, Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger und auch das nicht-pädagogische Personal – leisten eine hervorragende Arbeit für die Jüngsten in unserem Land.» Es gebe «akute Herausforderungen im System», die das Land auf vielfältige Weise angehe.
Quelle: dpa